Florian Beck, Mischtonmeister und Dialog Editor bei BasisBerlin, übernimmt bei “Who Am I” den Originalton-Schnitt, sowie die Dialog- und Effektvormischung.
Das Projekt wird als “linked-AAF” vom Cutter Robert Rzesacz angeliefert und in einer neuen Session in interleaved Audio und 48 kHz in Pro Tools geöffnet. Das ist die Vorraussetzung für eine ordentliche Verlinkung und Beschriftung der Set-Töne in der Session. Dies geschieht dann automatisch. Neben dem Tonmaterial wird natürlich auch der Tonbericht mitgeliefert, in dem alle Details zu den Aufnahmen stehen, und die Spuren benannt sind. Zur Kontrolle ist er immer parallel auf einem Notebook geöffnet. Zur einfachen Übersicht der Settöne wird Soundminer benutzt. Hier kann man effektiv nach Aufnahmen suchen und eine mehrkanalige Wellenformansicht erleichtert die Orientierung.
Der nun folgende O-Tonschnitt läuft in drei Durchgängen ab:
Im ersten Durchgang sortiert Florian Beck die Spuren in Pro Tools und richtet drei Blöcke (A, B und C) mit je sieben Spuren ein. Sie beinhalten jeweils vier Dialog-Spuren, zwei für Effekte (PFX) und eine Mono-Atmospur. Bei “Who Am I” hat er sich für diese Spuraufteilung entschieden, da ein vorausschauendes Arbeiten für die Mischung im Zusammenhang mit Denoising und der Hallräume möglich war. Grundsätzlich ist Florian der Meinung, dass es bei der Verteilung der Spuren kein richtig oder falsch gibt, auch er macht es nicht bei jedem Film gleich.
Für Szenen, bei denen alle vier Hauptdarsteller zusammen im Bild agieren, werden bei „Who am I“ die Angeln nach Einstellungen sortiert, und in Block A abgelegt. Die Spuren der Ansteckmikrofone, nach Darstellen sortiert, liegen in Block B. So befinden sich die vier Hauptdarsteller über den kompletten Film hinweg auf den gleichen Spuren. Zum A-B-Schneiden kann auf Block C ausgewichen werden.
Falls bei einer Szene nicht alle aufgenommenen Kanäle vom Set schon in AAF angelegt sind, kann sich Florian die fehlenden Spuren mit einem Rechtsklick auf die Region über die nützliche Funktion “Fieldrecorder Guide Track” zurückholen, da sie ja immer noch im OMFI Mediafiles Ordner gespeichert sind.
Manchmal kann auch ein schlecht verständlicher O-Ton durch ein Austauschtake ersetzt werden. Das Original bleibt dabei stummgeschalten in der Timeline liegen und bleibt erhalten. Bei “Who Am I” wurden schon einige Atmos am Set aufgenommen, sie in die Monoatmospuren angelegt sind.
Die Markierungen für die Technischen ADRs nimmt Florian in extra Audiospuren als Regiongroups benannt mit dem zu ersetzenden Text vor. Die Spuren benennt er mit dem jeweiligen Schauspieler/Charakter. Mit dem Programm EdiCue können hierdurch automatisch die ADR Listen erzeugt werden und an Produktion, Regie und Schauspielagentur weitergegeben werden.
Im zweiten Durchgang wird nun das selektierte Audiomaterial geschnitten und Fades werden gesetzt. Kleine Knackser, störende Geräusche, wie zum Beispiel auch von der Crew am Set, werden rausgeschnitten und dann der O-Ton mit einer passenden Stelle ersetzt, unter anderem auch mit der AIRFILL-Methode.
Ganz wichtig ist, dass alle Anstecker zur Angel in Phase gezogen werden, um Frequenzauslöschungen zu vermeiden. Alle Regionen, die keine Sprache enthalten und für die IT benutzt werden können, werden auf die PFX-Spuren gelegt.
Im dritten Durchgang wird nun der Dialog von Rauschen und Lärm befreit. Dafür benutzt Florian Beck diverse Plugins:
Mit dem C4 Multiband-Kompressor von Waves kann Hintergrundrauschen reduziert und der Dialog expandiert werden. Dafür wird eine nur rauschende Stelle in der Region ausgewählt und die Threshold-Regler auf die Pegelspitzen gelegt. So wird der Rauschabstand verringert.
Das Plug-In “Spectral Repair” von iZotope ermöglicht die graphische Darstellungen der Frequenzen. Störende Geräusche können hier sichtbar gemacht und “weggemalt” werden.
Hier könnt ihr euch über das Produktionsstudio BasisBerlin informieren.
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Autor: Jonathan Ritzel